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uni'alumni 2015

Joseph Wirth war aktiver Demokrat in einer Zeit, in der dies noch nicht zur „Standardeinstellung“ deutscher Politike- rinnen und Politiker gehörte. Er schrieb seine Haltung einer Prägung durch die tief verwurzelte demokratische Tradition seiner badischen Heimat zu. Konrad Adenauers Widersacher Wirth wurde am 6. September 1879 in Freiburg geboren. Nach dem Studium der Mathematik, Nationalökonomie und Na- turwissenschaften und einer Promotion in Mathematik arbeitete er zunächst als Gymnasialprofessor. Gleichzeitig trat er in die Fußstapfen seines Vaters und zog für die Zentrumspartei in den Freiburger Bürgerausschuss ein. Auf Drängen von Parteifreunden kandidierte er für höhere politische Ämter und wurde 1914 Mitglied des Reichstags. Im Ersten Weltkrieg diente Wirth, ob- wohl ausgemustert, als freiwilliger Sani- täter. Anschließend setzte er seine politische Karriere fort: Zuerst stieg er zum badischen und 1920 zum Reichs- Finanzminister auf. 1921 setzte er sich innerparteilich gegen Konrad Adenauer durch und wurde mit 41 Jahren Reichs- kanzler der Weimarer Republik. Von den Rechtspolitikern angefeindet und schon früh ein Gegner des National- sozialismus, verbrachte Wirth die Jahre 1933 bis 1945 im Exil. Er war im Ausland stets auf der Suche nach Verbündeten für eine demokratische Erneuerung Deutsch- lands. So versuchte er im Vatikan seinen tholische Kirche sich gegen den Antisemi- tismus in Deutschland positionierte. 1949 kehrte Wirth nach Freiburg zu- rück. In der neu gegründeten CDU gelang ihm jedoch keine zweite Karriere. Er kriti- sierte seinen alten Widersacher Adenauer für dessen einseitige Westpolitik und er- hielt als ehemaliger Reichskanzler von der Regierung nicht einmal eine Pension. Bis zu seinem Tod am 3. Januar 1956 leb- te Joseph Wirth bescheiden, blieb aber politisch und diplomatisch aktiv. Martin Jost „Ich habe in vielen WGs gewohnt: Es gab Gelage, Livemusik und politische Diskussionen. Meine letzte Station war eine WG im Stadtteil Herdern, die derart Geschichte geschrieben hat, dass es un- möglich ist, die Atmosphäre dieses Ortes zu beschreiben. Es handelte sich um eine Mansarde, mehr oder weniger ein Notquartier mit Pappmascheewänden wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir in- stallierten eine Gasheizung, das WC blieb im Treppenhaus, drei schöne Zimmer und eine selbst gebaute Wohnküche mit Dusche entstanden. Leider mit einer Ab- saugpumpe, die man jedes Mal neu ein- stellen musste. Ab und zu vergaß jemand, sie zu betätigen – und unser Vermieter vergaß seine Contenance. Es wohnten meistens zwei weitere Mu- sikliebhaber mit mir zusammen. Künstlerin- nen und Künstler musizierten, tagten und nächtigten bei uns, ab und zu kamen auch Nonnen vorbei. Wenn ich nur daran denke, dass Antje Hecker, meine spätere Frau, in diese WG einzuziehen wagte! Ich wohn- te dort während meines Medizinstudiums und der Assistenzzeit als Arzt am Loretto- Krankenhaus, in der Kinderklinik sowie in der Inneren Medizin der Universitätsklinik Freiburg. In dieser Wohnung wurde Anfang der 1980er Jahre übrigens auch die Idee zum ersten Zelt-Musik-Festival geboren. Zum Schluss ist noch ein Brand zu mel- den: Eines Morgens wurde ich in meinem völlig vernebelten Zimmer unsanft von ei- nem Feuerwehrmann geweckt. Dieser war über eine Drehleiter bei meinem WG-Nach- barn durchs offene Fenster gestiegen. Mein Kumpel war mit glimmender Zigarette früh- morgens in den Tiefschlaf gesunken. Zum Glück haben Leute den Rauch gesehen. Sonst wäre das schöne alte Gründerzeit- haus vernichtet worden – und das mit hef- tigen Folgen: Denn wo sollte unser Bundes- verfassungsgerichtspräsident Prof. Dr. An- dreas Voßkuhle heute sonst wohnen?“ Alexander Heisler ist Arzt und Begründer des Freiburger Zelt-Musik-Festivals. Foto: www.klaus-polkowski.de Musikzentrale aus Pappmaschee MEINE WG: ALEXANDER HEISLER Am 10. Mai 1921 wurde der damals 41 Jahre alte Joseph Wirth zum Reichskanzler der Weimarer Republik ernannt. Foto: Joseph-Wirth-Stiftung Demokrat badischer Prägung GRÖSSEN DER GESCHICHTE: JOSEPH WIRTH 11uni'alumni 2015 Alumni-Netzwerk

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