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uni'alumni 2015

Eigentlich will Janina Huhn mal was ganz anderes kennenlernen. Sie ist in der Weinregion Pfalz aufgewachsen, ihr Vater ist Winzer, „aber was man zu Hause hat, ist meist ein bisschen lang- weilig“. Also kommt sie nach dem Abi- tur nach Freiburg, studiert Geschichte, Philosophie und Latein. Sie genießt die offene Atmosphäre an der Universität, verliebt sich in die Altstadt, besonders in das Münster. „Freiburg ist die per- fekte Studentenstadt“, sagt sie – und doch entdeckt sie dort, in der Ferne, ihre wahre Leidenschaft: den Wein. Sie wechselt an die Universität Hei- delberg, in die Nähe der pfälzischen Heimat, und macht die Welt des Weins zu ihrem Hobby: Sie liest Fachliteratur, besucht Seminare, wird Praktikantin in einem Weingut. Für ihre Bachelor- arbeit beschäftigt sie sich mit der Kultur- geschichte des Weins im antiken Athen. Als Weinprinzessin von Bad Dürkheim eröffnet sie Dorffeste, hält ihre ersten Reden frei auf der Bühne und merkt: „Ich kann das ganz gut und habe riesigen Spaß daran.“ Also macht sie weiter, wird Pfälzische Weinkönigin und gewinnt dann, im September 2014, die Wahl zur 66. Deutschen Weinkönigin. Janina Huhn wird nun ein Jahr lang bei 250 Terminen auf der ganzen Welt für deutsche Weine werben. „Da kann ich meine Leidenschaft so richtig aus- leben.“ Das geisteswissenschaftliche Studium erweist sich als wertvoll: „Die Verbindung von Geschichte, alten Sprachen und Weinkultur ist für die Werbung sehr fruchtbar.“ Ihre Zukunft sieht die 25-Jährige weiterhin in der Branche, am liebsten im Marketing und Eventmanagement. Und ihr Lieblings- wein? Das ist der Riesling – aber, mit Gruß nach Baden: „Spätburgunder ist auch ganz toll.“ Nicolas Scherger wahrscheinliches Glück. Ich liebe meine Heimat Baden, aber die Region ist zer- brechlich. Unser Garten ist ein Manifest gegen die Zerstörung unserer Landschaft. Wie beschreiben Sie Ihre heutige Arbeit? Ich bin Kunstvermittler. Es lockt mich, Werke dorthin zu bringen, wo sie eigent- lich hingehören. Vor einigen Jahren habe ich Casanovas Handschriften im Auftrag ihrer Besitzer vermittelt. Die Manuskripte sind einen hohen Millionenbetrag wert und auf Französisch geschrieben, laut Casanova die einzige Sprache, die die Liebe versteht. Also bin ich an die franzö- sische Nationalbibliothek herangetreten. Wir haben endlos verhandelt, bis ich ge- sagt habe: Der Mensch besteht aus Geist und aus etwas anderem. Das Land des 18. Jahrhunderts ist Frankreich. Sein Geist ist Voltaire, das andere ist Casanova. Sie haben die Chance, den Nachlass von beiden in Ihrer Bibliothek zu vereinigen. Wenn das nicht gelingt, muss ich Casa- novas Handschriften jemandem anbieten, der nichts von Erotik versteht – dem da- maligen italienischen Präsidenten Silvio Berlusconi. Kurz darauf wurden wir uns einig. Die Handschriften liegen heute in Paris. So ist es mir auch 2013 gelungen, die Handschriften der Reisetagebücher von Alexander von Humboldt an die Ber- liner Staatsbibliothek zu vermitteln. Dort gehören sie meiner Meinung nach hin. Welche Art von Kunst besitzen Sie lieber selbst, statt sie zu vermitteln? Für mich ist mein Kunstbesitz ein Tage- buch. Ich habe Werke an verschiedenen Orten gekauft, neulich etwa eine Zeich- nung in Stockholm. Wenn ich sie be- trachte, denke ich immer an den Ort und an die Begebenheit in Schweden zurück. So sehe ich mein Leben in Abschnitten – in Form von Kunst in unseren Wohnungen. Was ist für Sie wahre Kunst? Die Hauptaufgabe der Kunst ist, das Be- wusstsein zu verändern. Wenn Sie ein Klavierkonzert von Beethoven hören, kommen andere Gedanken und Gefühle in Ihnen auf, als wenn Sie vor dem Fern- seher sitzen. Diese Auseinandersetzung mit der Welt in Literatur, Musik und bil- dender Kunst ermöglicht Bildung in dem Sinne, dass etwas in einem gebildet wird. Das Schönste im Leben ist: zu lieben und zu lernen, zu lernen und zu lieben. Weltweit für Wein werben PORTRÄT Gekrönt und glücklich: Janina Huhn hat im September 2014 die Wahl zur 66. Deutschen Weinkönigin gewonnen. Foto: deutscheweine.de uni'alumni 2015 Alumni-Netzwerk 13

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