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uni'alumni 2015

Ein landwirtschaftlicher Hof mit Blick auf den Bodensee, daneben Wohn- häuser, ein Pavillon und eine Kirche, mitten in einem Park mit gepflegtem Ra- sen und akkurat geschnittenen Hecken, umgeben von den Wäldern und Vulka- nen des Hegau: Der Kunstvermittler Dr. Christoph Graf Douglas erzählt im Gespräch mit Nicolas Scherger, warum er sich seine eigene Welt geschaffen hat. uni’alumni: Herr Graf Douglas, Sie haben in Freiburg Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte stu- diert. Was hat Ihnen daran gefallen? Christoph Graf Douglas: Nahezu alles! Ich bin in verschiedenen Schulen ge- scheitert oder rausgeflogen, habe letzt- lich in Freiburg Abitur gemacht und wollte Landwirt werden. Davon hat mir mein Vater abgeraten, das sei brotlos. Dann habe ich mich für ein scheinbar noch brotloseres Studium eingeschrie- ben. Es war herrlich. Die Vorlesungen waren interessant, wir hatten eine fan- tastische Bibliothek, es gab sehr nette Studentinnen und hervorragenden Wein. Die ganze Region ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich habe Kunstwerke gekauft, von denen ich glaubte, sie seien unterbewertet, und sie wieder verkauft. Mein Geld habe ich so zum größten Teil selbst verdient. Und ich habe alles ausgegeben, etwa für Rei- sen nach Afghanistan oder Japan. Für mein Studium habe ich mir unwahrscheinlich viel Zeit gelassen. Schon während Ihrer Promotion war Silber einer Ihrer Themen- schwerpunkte. Warum? Ich habe mit „Konstanzer Silber“ ein regionales Promotionsthema gewählt, weil mein Vater schwer krank wurde. So konnte ich viel zu Hause in Langenstein im Hegau arbeiten. In dieser Zeit hat mich das englische Auktionshaus Sotheby’s engagiert, damit ich als frei- beruflicher Experte Silber begutachte. Sotheby’s schickte mich nach Stock- holm, Kopenhagen, Paris, London, Rom – in alle europäischen Hauptstädte. Als ich zurückkam, war meine Doktorarbeit verstaubt. Kaum war ich wieder drin, musste ich erneut für Sotheby’s reisen. Ich wurde erst mit 34 Jahren promoviert. Klingt, als ob der Doktorgrad für die Karriere unwichtig gewesen wäre. Die Fertigstellung der Promotion war mir ein persönliches Anliegen. Als ich einmal in meinen Karteikarten gewühlt habe, hat meine damalige Freundin und heutige Ehefrau gesagt: „Ich glaube, aus der Sa- che wird nichts.“ Das hat mich furchtbar geärgert und meinen Ehrgeiz geweckt. Sie sind nach der Promotion fest bei Sotheby’s eingestiegen. Wie war diese Zeit? Die Arbeit in einem internationalen Team war wunderbar. Ich bin meistens gemein- sam mit anderen Expertinnen und Exper- ten für Möbel, alte Meister und weitere Themen gereist. Es waren Menschen aus Frankreich, England, den USA und vielen anderen Ländern. Von allen konnte ich lernen, das habe ich genossen. Warum haben Sie sich Mitte der 1990er Jahre selbstständig gemacht? Ich war inzwischen Leiter von Sotheby‘s Deutschland und in der Firma verant- wortlich für andere Länder. Zudem war ich Vorstandsmitglied im internationalen Board in London und hatte viel in Amerika zu tun. Eines Tages haben meine Frau und unsere drei Kinder gesagt, ich sei nur noch unterwegs. Da wurde mir klar: Eine Firmenkarriere muss auch mal ein Ende haben. Dieses unwahrscheinlich unruhige und schnelle Leben wollte ich nicht mehr führen. Wie ist Ihnen der Umschwung gelungen? Wir haben den Dauenberger Hof gekauft, mitten in meiner Heimat Hegau. Er war eine Ruine. Wir haben ihn wieder aufge- baut. Meine Frau hat eine berühmte Gar- tenarchitektin aus England gerufen. Mit meinen ganzen Verdiensten aus der neu gegründeten Kunstvermittlung habe ich Land- oder Forstwirtschaft gekauft. So kam ich zurück zu dem, was ich eigentlich werden wollte. Das ist für mich ein un- INTERVIEW „Unser Garten ist ein Manifest“ Die Liebe zur Landschaft ist für den Kunstvermittler Christoph Graf Douglas ein Hauptthema seines Lebens Christoph Graf Douglas will Werke dorthin bringen, wo sie eigentlich hingehören. Foto: privat 12

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