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uni'alumni 2013

Er ist bekannt für beachtliche Karriere­ stationen. Die kürzeste von allen war wohl seine Zeit als Rektor der ­Albert-Ludwigs-Universität im Jahr 2008. Im Interview mit Rimma Gerenstein ­erzählt Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, wel­ che Erinnerungen er an seine Zeit im Rektorat hat, wie er seine Rolle als Prä­ sident des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) sieht und welches Hobby er seinem Amt opfern musste. uni’alumni: Herr Präsident Voßkuhle, Sie waren von April bis Mai 2008 Rektor der Albert-Ludwigs-Univer- sität. Welche Erinnerungen verbin- den Sie mit dieser Zeit? Andreas Voßkuhle: Es war eine unge­ mein spannende Zeit. Die eigentliche Arbeit begann nicht erst mit dem Amts­ antritt, sondern bereits mit meiner Wahl im Juli 2007. Von diesem Zeitpunkt an habe ich jede Woche mindestens ein ­Institut, einen Lehrstuhl oder eine andere Einrichtung besucht, um mir ein vertief­ tes Bild von der Universität zu verschaf­ fen. Gleichzeitig habe ich mit meinem Team ein Konzept entwickelt, wie man die Universität weiter voranbringen könnte. Diese Ideen begannen in meinen Wochen als Rektor langsam zur Realität zu werden. Wie hat sich die Universität aus ­Ihrer Sicht seitdem entwickelt? Ich bin immer wieder überrascht, wie viel sich in kurzer Zeit verändert hat. Die Universität ist dynamischer, wacher und präsenter geworden. Übrigens freue ich mich, dass ein großer Teil meines damaligen Teams noch immer dem Rek­ torat angehört. Viele Impulse von damals werden auf diese Art weiterverfolgt. Als Präsident des Bundesverfas- sungsgerichts sind Sie eine ­Person des öffentlichen Lebens und einer der mächtigsten Männer im Staat. Ist Ihnen der Übergang leichtgefallen? Mir ist schnell klar geworden, dass ich für das Amt einen hohen Preis zahlen muss. Ich werde von Journalistinnen und Journalisten interpretiert und regel­ recht „auf die Couch gelegt“. Ich habe immer Sicherheitsleute um mich und kann kaum in ein Lokal gehen, ohne an­ gesprochen zu werden. Das ist ähnlich wie bei einem Politiker, aber als Gerichts­ präsident bräuchte ich diese Art von ­Öffentlichkeit eigentlich nicht, um meine Arbeit auszuüben. Medien zufolge agieren Sie am BVerfG als Mediator, Außenminister und Gegenspieler der Regierung. Wie sehen Sie Ihre Rolle? Die Aufgaben des Präsidenten sind klar definiert: Ich vertrete das Gericht nach außen, leite die Verwaltung und bin Vor­ sitzender eines Senats. Wenn mir die Medien darüber hinaus noch weitere Rollen zuschreiben, sind das keine, die ich mir selbst ausgesucht hätte. Ich gebe mein Bestes, um das hohe Ansehen des Gerichts zu bewahren und die Insti­ tution weiterzuentwickeln. Wir befinden uns mehr und mehr in einem europä­ ischen Gerichtsverbund. Meine zentrale Aufgabe sehe ich darin, das Bundesver­ fassungsgericht dort gut zu positionieren. Wie politisch ist Ihre Arbeit am Bundesverfassungsgericht? Wir entscheiden nicht entlang politi­ scher Linien. Im Gegenteil: Wenn ein Richter politisch argumentierte, liefe er „Ein erschöpfter Präsident wäre kein guter Präsident“ Früher war Andreas Voßkuhle Rektor der Universität Freiburg – heute ist er einer der mächtigsten Männer im Staat Interview 22 Uni-Splitteruni'alumni 2013

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