Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

uni'lernen 2015 2

Aber braucht man Pädagogik und Psycho- logie wirklich? Hier sind drei ausgewählte, aber substanzielle Argumente, warum die Antwort „Ja, unbedingt“ lautet: Befragt man Lehrpersonen, welche Be- reiche ihres Berufs ihnen am meisten zu schaffen machen, erweist sich fast immer die Klassenführung – und hier vor allem die Störung des Unterrichts – als Top- thema. Wie man eine Klasse führt, wird Lehrkräften weder „in den Schoß gelegt“, noch lernen sie es in den Inhaltsfächern oder den Fachdidaktiken. Die Pädagogi- sche Psychologie hat hierfür Prinzipien erforscht, die sich in Trainingsansätzen bewährt haben. Wenn angehende Lehrpersonen Schwie- rigkeiten begegnen, wünschen sie sich oft Tipps und Tricks von erfahrenen Kolle- ginnen und Kollegen, oder sie greifen auf Erfahrungen aus ihrer Schulzeit zurück. Pädagogisch-psychologisches Wissen spielt meist keine Rolle, was substanzielle Probleme nach sich zieht. Ein Beispiel: Um Probleme der Klassenführung zu lösen, suchen angehende Lehrpersonen meist nach Strategien für den Umgang mit Unterrichtsstörungen. Nicht im Blick haben sie einen klaren Befund pädago- gisch-psychologischer Forschung: Lehr- personen mit guter Klassenführung sind nicht in erster Linie hervorragende „Stö- rungsreparateure“, sondern haben erst gar nicht mit vielen Störungen zu kämpfen. Dies erreichen sie unter anderem, indem sie bei der Übernahme einer Klasse ein effektives Regelsystem etablieren. Wie Befunde zeigen, verbessern sich Lehrpersonen im Durchschnitt nur in den ersten Jahren nach dem Referendariat. Woran liegt das? Die Psychologie unter- scheidet zwischen Praxis, also Übung, und reflektierter Praxis. Einfache Praxis führt bei komplexen Fertigkeiten wie derjenigen des Lehrens meist nicht zu substanziellen Leistungssteigerungen. Reflektierte Praxis mit gezielter Verbesserung des eigenen Unterrichts findet man aber bei den meis- ten Lehrenden leider nicht. Dies hat viele Ursachen. Ein Grund dafür ist, dass man für anspruchsvolle Reflexionen, die zu Verbesserungen führen können, fundiertes theoretisches Wissen zu pädagogisch- psychologischen Prinzipien bräuchte. Die genannten Probleme dürften mit der Re- form des Lehramtsstudiums deutlich abgemil- dert werden. Was aber können Studierende gegenwärtig tun? Meine Vorschläge: Neh- men Sie pädagogische und psychologische Veranstaltungen ernst. Versuchen Sie, die Inhalte auf Unterrichtssituationen zu bezie- hen – etwa in Ihrem Praktikum. Fragen Sie bei Schwierigkeiten nicht in erster Linie nach Tipps und Tricks, sondern forschen Sie nach grundlegenden Prinzipien, die geeignet sind, vorliegende und verwandte Probleme zu lö- sen. Pädagogik und Psychologie halten viele solcher Prinzipien bereit. Befragt man Lehrpersonen, welche Be-Befragt man Lehrpersonen, welche Be- reiche ihres Berufs ihnen am meisten zu 1 Wenn angehende Lehrpersonen Schwie-Wenn angehende Lehrpersonen Schwie- rigkeiten begegnen, wünschen sie sich 2 Wie Befunde zeigen, verbessern sichWie Befunde zeigen, verbessern sich Lehrpersonen im Durchschnitt nur in den 3 uni‘lernen2015 17

Seitenübersicht