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uni'alumni 2014

33 Wenn eines seiner Fahrradtaxis über den Münsterplatz fährt, blei­ ben die Blicke der Touristinnen und Tou­ risten daran hängen: Vor zehn Jahren hat Matthias Reinbold die Taxis auf zwei Rädern bei der Landesgarten­ schau in Kehl zum ersten Mal gesehen, keine vier Wochen später fuhr er sein erstes eigenes durch Freiburg: „So ein Transportmittel gehört einfach hierher“, sagt er. Geld verdienen lasse sich damit aber nicht: „Ich komme mit einer schwarzen Null raus, die Taxis sind mein Hobby.“ Heute gibt es sie in allen großen Zentren – Berlin, Barcelona/ Spanien, Paris/Frankreich. Reinbold gehört zu den ersten, die das Mobilitäts­ konzept stadttauglich machten. Rotwein für den Bundespräsidenten Sechs Räder hat er sich über die Jahre angeschafft. Sie kutschieren Tou­ risten durch die Innenstadt, fahren Braut und Bräutigam zur Kirche oder Gäste ins Restaurant – Reinbold bietet in Kooperation mit Freiburger Gastro­ nomiebetrieben kulinarische Erlebnis­ touren an, die, wenn gewünscht, mit einem Aperitif im Taxi beginnen. Ab und an setzt sich ein Promi ins Taxi, wie die deutsche Weinkönigin oder Fernseh­ moderator Alfred Biolek beim Dreh eines SWR­Films über seine Studien­ jahre in Freiburg. Auch Promo­Touren plant Reinbold, der immer noch selbst aufs Fahrrad steigt: Jüngst warb er für den neuen Rotwein eines regionalen Winzers. Und weil an diesem Tag Bundes­ präsident Joachim Gauck in der Stadt war, bekam der von Reinbold ein „Ver­ sucherle“ ausgeschenkt. „Die Taxis gehören zu den am häufigs- ten fotografierten Objekten der Stadt“, sagt Reinbold. „Mehr Fotos gibt es nur vom Münster und vom Rathaus.“ Die Aufmerksamkeit ist groß, die Nachfrage auch: Reinbold erzählt, dass die Leute manchmal auf dem Rathausplatz Schlange stehen und auf ein leeres Fahrradtaxi warten. Ab und an bekom­ me er Anfragen von Menschen aus dem Ausland, die im Voraus buchen wollen. Trotzdem kommt zu wenig Geld rein. Das führt Reinbold darauf zurück, dass Freiburg so klein ist. „In Städten wie Frankfurt oder München gibt es viel mehr Großkunden, die ihre Werbe­ slogans auf die Fahrradtaxis drucken lassen. Damit verdienen die ihr Geld.“ Mit Senioren einkaufen gehen Reinbold bleibt trotzdem dran, fragt bei potenziellen Werbekunden an, entwickelt das Konzept weiter. Seine neueste Idee ist, Seniorinnen und Senioren für Einkäufe durch die Stadt zu fahren. Touristen wie Einheimische: Hätte das Unternehmen mehr Fahr­ räder, könnte es ganze Busladungen von Menschen transportieren. Doch ein neues Rad kostet etwa 13.000 Euro, denn es ist überdacht, motorisiert und sollte bis zu einer halben Tonne Gewicht tragen können. Reinbold hat genug da­ mit zu tun, die alten Taxis in Schuss zu halten. „Das Kopfsteinpflaster sorgt für permanente Erschütterungen, die die Räder extrem reparaturanfällig machen.“ Einen Unfall hatten Freiburgs Fahr­ radtaxis bislang noch nicht. Mal gibt es einen Platten, mal reißt eine Kette – das ist es dann aber auch. In ein Bächle sei jedenfalls noch keines seiner Taxis gefahren, sagt Reinbold. Wenn sie die Konviktstraße in Richtung Martinstor hochdüsen und ihre Fahrer den einen oder anderen Passanten wegklingeln, gibt es keinen, der wütend wird. Manch­ mal quietscht ein Taxi auch. „Dann kommt es schon mal vor, dass ihm im Vorbeifahren ein ‚Ölen wäre gut‘ zuge­ rufen wird.“ Was mehr nach Fürsorge als nach Ärger klingt. Die Fahrradtaxis gehören zu Freiburg – wie Dreisamsteg und Münsterwurst. Stephanie Streif » www.fahrradtaxi-freiburg.de Taxi auf zwei Rädern Matthias Reinbold macht die Green City Freiburg noch ein bisschen grüner PORTRäT Umweltfreundliche und sichere Transportmittel als Hobby: Seit zehn Jahren ist Matthias Reinbold mit seinen Fahrradtaxis in Freiburg unterwegs. Foto: Patrick Seeger uni'alumni 2014 Stadt-Leben

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