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uni'wissen 02-2012

Prof. Dr. Stefan Kaufmann ist seit April 2012 außer- planmäßiger Professor am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität. Nach dem Studium in Frei- burg und Berlin begann er seine wissenschaftliche Laufbahn 1997 im Sonder- forschungsbereich „Identi- täten und Alteritäten“ an der Universität Freiburg. Nach Abschluss des Pro- jekts im Jahr 2002 lehrte und forschte der Soziologe als Gastwissenschaftler an anderen Hochschulen – ­unter anderem als Stipen­ diat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich/Schweiz und zuletzt als Fellow am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld. Kaufmann ­leitet seit 2007 mehrere ­Forschungsprojekte zum Thema zivile Sicherheit und war im Sommer 2012 an der Gründung des Freibur- ger Centre for Security and Society beteiligt. Der fächerübergreifende Kom- petenzverbund geht Fragen der zivilen Sicherheit nach. Zum Weiterlesen Blum, S./Kaufmann, S. (2012): Governing (in)security. The rise of resilience. In: Gander, H.-H./Perron, W./Poscher, R./Riescher, G./ Würtenberger, T. (Hg.): Resilienz in der ­offenen Gesellschaft. Symposium des Centre for ­Security and Society. Baden-Baden, S. 235 – 257. Ellebrecht, N./Latasch, L. (2012): Vorsichtung durch Rettungsassistenten auf der Großübung SOGRO MANV 500. Eine vergleichende ­Analyse der Fehleinstufungen. In: Notfall und Rettungsmedizin 1, S. 58 – 60. Ellebrecht, N./Jenki, M. (2011): Beobachten – Filmen – Befragen: Soziologische Technik- und Organisationsforschung bei Notfallübungen. In: Im Einsatz 4/2011, S. 20 – 25. soll die Rettungsleitstelle die Daten der Unfall­ opfer mit den Kapazitäten nahe gelegener Klini- ken abgleichen können. „Der Vorteil ist, dass Krankenhäuser Informationen über ihre Auslas- tung ­laufend in das Netzwerk einspeisen“, sagt Kaufmann. „Dadurch lässt sich schnell erkennen, wo welche Unfallopfer eingeliefert werden können und wo nicht.“ Trotz dieser Vorteile für die ­Lageerfassung und Aufgabenabstimmung am Unfallort sieht Kaufmann einige Aspekte der Technologie kritisch: „Wir müssen die Möglich- keit eines unerwarteten Defekts der Handcom- puter und die Gefahr eines Zusammenbruchs der Internetverbindung berücksichtigen.“ Einige Abläufe der bisherigen Rettungspraxis bleiben jedoch unverändert: Die Einsatzkräfte teilen die Opfer nach wie vor anhand der Dring- lichkeit der Behandlung in Gruppen auf. Die ­Verletzten werden mit verschiedenfarbigen ­Markierungen versehen: Rote Kennzeichen etwa signalisieren eine schwere, grüne eine leichte Verletzung. Doch statt der so genannten Verletz- tenanhängekarten, auf denen bislang Verletzungen, Lebenszeichen oder verabreichte Medikamente notiert wurden, soll es künftig nur noch Arm­ bänder mit einem Speicherchip geben. „Dieser enthält alle Patientendaten und ist an weite­- ren Transportstationen und im Krankenhaus ­beschreibbar und auslesbar“, erklärt Kaufmann. Nachfolgende Teams sollen so besser erkennen, wie dringend die Patienten abzutransportieren und zu behandeln sind. „Das bisherige Verfahren mit Anhängekarten erwies sich oft als umständ- lich. Zudem waren die Einträge durch Regen oder hektische Beschriftung der Karten manch- mal unleserlich.“ Kaufmann hält das neue Erfas- sungssystem aus diesen Gründen zwar für wünschenswert, aber: „Erste Analysen zeigen uns, dass die Sortierung von Opfern auch mithilfe der PDAs nicht fehlerfrei verläuft. So haben ­Rettungskräfte Unversehrte gelegentlich als Schwerverletzte klassifiziert, wodurch die Lage­ erfassung verfälscht wurde.“ Entscheidend bleibe qualifiziertes Personal, betont Kaufmann. Bei zwei Großübungen mit mehreren Hundert Beteiligten in Frankfurt haben Rettungsdienste und Feuerwehr die Handcomputer bereits getestet. Genaue Befunde werden wegen der großen Datenmenge erst nach Abschluss von SOGRO im Frühjahr 2013 erwartet. Dann will Kaufmann weiter an Fragen der zivilen Sicherheitsfor- schung arbeiten. Dafür war er bereits 2009 mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fächer an der Gründung des interdisziplinären Netzwerks „Centre for Security and Society“ beteiligt. Juristen, Soziologen, Informatiker und Wissenschaftler weiterer Disziplinen der Universität Freiburg pla- nen dort gemeinsam zukunftsweisende Projekte, die die zivile Sicherheit in den Blick nehmen. „Dies ist ein noch wenig untersuchtes Forschungs- feld“, sagt Kaufmann. „Sicherheitsfragen wurden bis zu den politischen Transformationsprozessen der 1990er Jahre vor allem von militärischen ­Aspekten dominiert. Nach dem Ende des Kalten Krieges jedoch müssen wir uns zunehmend auch Problemen der zivilen Sicherheit nähern.“ 11

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