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uni'wissen 02-2012

Ultraschallgeräte untersuchen organisches Gewebe, Cardio-Screener überprüfen den Herzrhythmus, Kernspintomografen scannen die Körper der Patientinnen und Patienten: Der ­Einsatz moderner Computertechnik hat die medi­zinische Diagnostik verbessert und das ­Gesundheitswesen vorangebracht. Nun halten neue Technologien auch Einzug in die Erste-­Hilfe- Ambulanz. Ein digitaler Handcomputer könnte mithilfe einer internetbasierten Software die ­Sofortrettung bei Großunfällen revolutionieren. Doch der Einsatz des Geräts birgt auch Risiken. Ein Team von Soziologinnen und Soziologen um Prof. Dr. Stefan Kaufmann von der Universität Freiburg fragt in einer Feldstudie nach den ­berufsbedingten und gesamtgesellschaftlichen Folgen des medizintechnischen Fortschritts. Am Frankfurter Flughafen ist eine Passagier- maschine bei der Landung auf einen kleineren Jet geprallt. Neben den Wracks liegen verletzte Fluggäste, Trümmerteile erschweren die Bergung. Feuerwehrleute befreien die Opfer mit Schweiß- geräten und Winkelschleifern. Grobe Gewalt trifft auf sensible Technik. Denn die herbeige­ eilten Rettungskräfte führen so genannte Personal Digital Assistants (PDAs) mit sich, internetfähige Kleincomputer in der Größe eines Taschenrech- ners. Mit ihnen sollen sich Patientendaten wie Pulsschlag, Atmung und Grad der Verletzung schnell erfassen und speichern lassen. Die Ge- räte übertragen die erhobenen Daten sofort an „Mit der Studie erforschen wir die Funktionalität und Alltagstauglichkeit von neuen Technologien in der Notfallmedizin“ die Einsatzleitung. Schneller als bisher sollen ­Informationen über die Situation am Unfallort an einem zentralen Ort zusammenlaufen. Übung mit mehr als 1.000 Beteiligten Doch noch klappt nicht alles reibungslos, denn der Umgang mit dem Instrument ist neu und ­ungewohnt. Bedienungsfehler haben allerdings keine negativen Konsequenzen – noch nicht. „Das Flugzeugunglück war nur ein simuliertes Katastrophenszenario“, erklärt Stefan Kaufmann. „Mehr als 1.000 Feuerwehrleute, Sanitäter und Laienschauspieler haben an dieser in ihrer ­Dimension bislang einmaligen Notfallübung teil- genommen.“ Sie war die erste Großübung im Rahmen des Forschungsprojekts „Sofortrettung bei Großunfall“ (SOGRO), in dem seit Anfang 2009 neue Strategien in der Erstversorgung von Unfallopfern untersucht werden. „Mit der Studie erforschen wir die Funktionalität und Alltags- tauglichkeit von neuen Technologien in der ­Notfallmedizin“, sagt Kaufmann, einer der Part- ner des Projekts, das vom Deutschen Roten Kreuz in Frankfurt geleitet wird. „Wir Soziologen nehmen vor allem die Veränderungen auf der Rettungs- und Führungsebene bei Groß­ schadenslagen in den Blick.“ Anfang 2012 folgte dazu ein etwas kleinerer Übungseinsatz in einer Frankfurter Sporthalle. Dort wurde der Ein- sturz einer ­Zuschauertribüne mit 250 Opfern nach­gestellt. Simulierter Flugzeugabsturz: Die Einsatzleitung wird mithilfe der neuen Kommunikationstechnik schnell und zuverlässig über freie Kapazitäten in den umlie- genden Krankenhäusern informiert. Dadurch können die Verletzten schneller auf die Kliniken verteilt werden. 9

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