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uni'wissen 01-2013

Hause lassen, weil es den Zweck der Reise verraten würde.“ Die Gesellschaft werde dadurch restriktiver. Im nächsten Schritt will Volkmann eine Bewertungsskala entwickeln, um die Tiefe unter­ schiedlicher Eingriffe zu bestimmen. Dafür sei es wichtig, den gesamten Checkpoint zu betrach­ ten: „Eine Technologie an sich ist nicht gut oder schlecht. Es kommt darauf an, ob das Gesamt­ system ihre Risiken möglichst gering hält.“ Körperscanner könnten zum Beispiel nur zum Einsatz kommen, wenn zuvor ein anderer Detek­ tor Alarm geschlagen hat – und dann könnten Passagiere die Möglichkeit haben, sich stattdes­ sen von Hand abtasten zu lassen. Zudem erzeu­ gen neu entwickelte Körperscanner kein realistisches Bild, sondern zeigen an einem Strichmännchen, wo sie Abweichungen feststellen. Eine ähnliche Methode soll für das Gepäck ent­ wickelt werden. „Bekannte Gegenstände, zum Beispiel Kleider, sollen im Bild nicht mehr auf­ tauchen.“ Aus ethischer Sicht sei zudem gründ­ lich zu prüfen, ob ein Checkpoint nicht weiterhin auf Datenerhebungen verzichten sollte. „Dann gäbe es auch kein Missbrauchsrisiko.“ Wenn die Software fertig ist, folgt der Praxis­ test: An Flughäfen in Amsterdam/Niederlande und Manchester/Großbritannien bauen die For- scher Demonstrations­Checkpoints auf, um das Programm zu testen und die eigene Arbeit zu bewerten: Sind die Empfehlungen zum Design umsetzbar? Sind die Prognosen für Sicherheit, Kosten, Betriebsabläufe und Ethik zutreffend? „Freiwillige Testpersonen sollen durch die Check­ points laufen und uns danach Fragen beantwor­ ten“, sagt Volkmann. Die Software soll Folgenabschätzungen liefern und Alternativen zeigen. Wie jedoch die Kontrollstellen der Zukunft aussehen, liegt nicht in der Verantwortung des Projekts. „Das ist Sache der Politik, und was politisch nicht geregelt ist, liegt in der Hand der Sebastian Volkmann arbei­ tet seit Mai 2012 am Husserl­ Archiv und am Centre for Security and Society der Universität Freiburg. Nach dem Studium der Philosophie, Anglistik und Politikwissen­ schaft an der Albert­Ludwigs­ Universität war er zunächst wissenschaftliche Hilfskraft in dem Projekt „Universalität und Akzeptanzpotenzial von Gesellschaftswissen“ am Institut für Soziologie. An­ schließend befasste er sich am Centre for Security and Society als wissenschaft­ licher Mitarbeiter mit der ethischen Bewertung von Überwachungstechnologien, bevor er zum 1. September 2012 in das Projekt XP­DITE wechselte. Volkmann promo­ viert im Fach Philosophie bei Prof. Dr. Hans­Helmuth Gander mit einer Arbeit zum Thema „Sicherheit und öffent­ licher Raum: Prinzipien einer offenen Gesellschaft als Leitlinien einer angewandten Sicherheitsethik“. Foto: privat Zum Weiterlesen Gander, H.­H./Perron, W./Poscher, R. u.a. (Hrsg.) (2012): Resilienz in der offenen Gesellschaft. Symposium des Centre for Security and Society. Baden­Baden (= Sicherheit und Gesellschaft 1). Volkmann, S. (im Druck): Sicherheitsethik. Versuch der Bestimmung einer Bereichsethik im Lichte neuerer Sicherheitstechnologien. In: Gander, H.­H./Riescher, G. (Hrsg.): Sicher­ heit in einer offenen Gesellschaft. Baden­Baden (= Sicherheit und Gesellschaft). Designer.“ Die von Volkmann erarbeiteten Ergeb­ nisse sollen aber im Internet frei zugänglich sein und so die gesellschaftliche Debatte unterstützen. Methode auf andere Kontexte übertragen Volkmanns Promotion am Husserl­Archiv ist umfassender angelegt: Zum einen will er am Bei­ spiel der Checkpoints beschreiben, wie die Sicherheitsethik vorgehen kann, um Technikfol­ gen abzuschätzen und Empfehlungen abzuleiten. Ziel ist, die Methode auf andere Kontexte zu übertragen. Zum anderen will er der Typologie ethischer Probleme eine tiefere philosophische Dimension verleihen, indem er sie aus der Per­ spektive des Individuums betrachtet. „XP­DITE arbeitet mit abstrakten Konzepten wie Reise­ freiheit oder Privatsphäre. Ich möchte heraus­ finden, was damit gemeint ist, welche Rolle sie für die Wahrnehmung spielen und warum einige Menschen von Eingriffen stärker betroffen sind als andere.“ Dass sich die Typologie beim Ein­ satz in der Software bewährt, ist dem Philoso­ phen nicht genug: „Ich kann ein Haus bauen und mich freuen, dass es stabil ist. Ich will aber ver­ stehen, warum das so ist.“ Neue Scanner zeigen nur schemenhafte Körper und verzichten auf realistische Nacktbilder der Passagiere. Damit ist die Technologie aus ethischer Perspektive weniger bedenklich. Foto: Marem/Fotolia 15

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