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uni'wissen 01-2013

‚‚Auch unter Künstlern wird in der Regel nicht thematisiert, welche Kraftanstrengung das ständige Unterwegssein bedeutet“ Bühne­Narrativ“ will sie in einzelnen Fallstudien nachgehen und Unterschiede zwischen Kunst­ sparten, künstlerischen Praxen und verschiedenen biografischen Lagen darstellen. „Eine Mischung aus historischer und empi­ rischer Kulturwissenschaft“ nennt sie ihren Forschungsansatz: „Wir untersuchen unter Einbe­ ziehung historischer Perspektiven Menschen mit Mitteln der Feldforschung und versuchen, einen möglichst vielfältigen Zugang zum Feld zu bekom­ men.“ Ein wichtiger Zugang war für Lipphardt ein Wissenschaftsstipendium an der Stuttgarter Aka­ demie Schloss Solitude, an der vor allem Künstler arbeiten. Informelle Gespräche in der Kantine oder abends beim Wein können so anonymisiert in ihr Forschungstagebuch einfließen. Hinzu kommen ausführliche Interviews, oft über einen längeren Zeitraum hinweg: „Künstler reden gerne über die offizielle Version ihrer Biografie und künstlerischen Arbeit. Bis sie über Probleme und Bruchstellen sprechen, dauert es wesentlich länger.“ Manche stellen Lipphardt inzwischen gruppe untersucht reisende Straßenkünstler, „alternative travellers“, die zum Beispiel in Bau­ wagen unterwegs sind, und die transatlantischen Netzwerke von Roma. „Wie passen Mobilitäts­ rhetorik und Mobilitätspolitiken mit den Lebens­ realitäten dieser Menschen zusammen?“, lautet die Leitfrage. Ein mobiler, kosmopolitischer Trendsetter sein: Das passe besonders gut in das Bild, das andere Menschen von Musikern, Schauspielern und bildenden Künstlern haben, aber auch in deren Selbstbild. Lipphardt hat ihnen eines ihrer eigenen Projekte gewidmet. „Die so genannte kreative Klasse wird als mobile Avantgarde inszeniert und inszeniert sich auch selbst so.“ Routine zu ver­ meiden und die eigene Arbeit ständig infrage zu stellen seien wichtige Bestandteile kreativer Arbeit, sagt die Wissenschaftlerin – aber: „Auch unter Künstlern wird in der Regel nicht themati­ siert, welche Kraftanstrengung das ständige Unterwegssein bedeutet.“ Der Spannung zwischen dem „offiziellen Narrativ“ und dem „Hinter-der- ‚‚Auch unter Künstlern wird in der Regel nicht thematisiert, welche Kraftanstrengung das ständige Unterwegssein bedeutet“ In der Schwebe: Auf der Bühne ist jede Bewegung genau einstudiert. Wenn Artisten aber ihren Alltag organisieren, gibt es keine Routine, auf die sie sich verlassen können. Foto: Thomas Kunz 5

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