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uni'wissen 01-2013

weiteres Material zu Verfügung, zum Beispiel Projekt­ und Reisedaten oder die mobilitätsbezo­ genen Erläuterungen zu ihren Steuererklärungen. Daneben führt die Kulturwissenschaftlerin auch Interviews mit anderen Akteurinnen und Akteuren aus der Kunstszene und recherchiert in Archiven. Neben Chancen und Vorteilen des Unter­ wegsseins hat sie enorme organisatorische und finanzielle Anstrengungen der Künstler ausge­ macht: Ein Monatsstipendium in Priština bedeutet zum Beispiel für einen Bildhauer nicht nur, dass er sich um Wohnung und Einreise zu kümmern hat – er muss auch den Transport von Material und Werkzeug organisieren und sich mit Kranken­ versicherungs­ und Steuerfragen beschäftigen. Hinzu kämen persönliche Fragen, sagt Lipphardt: „Wie wird Partnerschaft gelebt und verhandelt? Wer macht den Haushalt und gießt die Blumen, wenn man dauernd unterwegs ist? Und was ist mit Freunden – wer kennt einen dann noch wirklich?“ Besonders prekär kann die Lage werden, wenn Kinder ins Spiel kommen: Neben der oft schwierigen Beziehungskonstellation kann auch die Kinderbetreuung zum Problem werden, denn an Theatern oder bei Stipendien mit Anwesenheitspflicht beispielsweise ist sie meist nicht vorgesehen. „Es gibt so gut wie keine institutionelle Einbindung der Mobilität als Alltag“, sagt Lipphardt. Auch für die künstleri­ sche Arbeit bedeute das Unterwegssein, je nach Sparte, nicht nur Inspiration und Anre­ gung: Häufig reichten die kurzen Aufenthalte kaum für die Planung des Alltags und für Auftrags­ arbeiten. So bleibe wenig Raum, um mit der fremden Stadt und Menschen außerhalb der Szene in Kontakt zu kommen oder sich selbst künstlerisch weiterzuentwickeln. Stillstand nicht in Sicht: Die Politik setzt Mobilität meist mit Fortschritt gleich. Wie sich das Unterwegssein auf die finanzielle Lage, das Sozialleben und die Gefühlswelt der Künstler auswirkt, ist bisher unerforscht. Fotos: Thomas Kunz Reisen gehört zum Alltag von Musikern, Schauspielern und anderen Künstlern – sie sehen sich gerne als mobile Avantgarde. ‚‚Für professionelle Milieus oder soziale Gruppen, die dauerhaft mobil sind, gibt es in Deutsch- land relativ wenige Lösungen“ 6

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