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uni'lernen 2012

Lernkultur ­Perspektiven gibt: „Im Lehrbuch lesen Schüler vielleicht die Chronologie der Ereignisse von Hitlers Machtergreifung. Aber wenn sie die Tagebücher zur Hand nehmen, erfahren sie, wie unterschiedlich ein Landrat, ein Bauer oder ein Universitätsprofessor das- selbe Ereignis bewerten“, sagt Leonhard. Der 14-jährige Yannick Henninger hat sich ein Kriegstagebuch von einem Arzt aus dem Zweiten Weltkrieg ausgesucht. Über ihn hat der Junge nichts im Internet gefunden – im digitalen Zeitalter etwas Besonderes. „Bei Kriegsfilmen weiß man nie, ob alles stimmt“, überlegt Yannick. „Es ist ganz anders, wenn man es von jemandem liest, der wirklich ­dabei war.“ Viele seiner Mitschüler haben andere Themen gewählt: Liebe, Freund- schaft, Familie. „In diesem Alter stehen für sie Fragen der Identitätsfindung im Mittel- punkt“, sagt Gander. Deswegen finden die Jugendlichen einen leichteren Zugang „zu Dokumenten, die keine Verwaltungsakten sind, sondern eine erzählerische Identität aufzeigen. Sie arbeiten mit Quellen, die nah an ihrer eigenen Lebenswirklichkeit sind.“ Schüler stellen automatisch die ­richtigen Fragen Jana und ihre Mitschüler blättern weiter in Dorotheas Tagebuch und diskutieren über >>> Bunte Bilder, schrille Schrift: Im Deutschen Tagebucharchiv lagern etwa 8.500 Tage­ bücher, Briefe und Lebenserinnerungen. „Wir bieten Schul- klassen regelmäßig Führungen durch unser Archiv an. Aber das Projekt ermöglicht den Schülern eine ganz andere Erfahrung: Mit der intensiven Betreuung der Tutoren arbeiten sie eigenständig und lernen Schritt für Schritt, wie man mit histo- rischen Quellen umgeht. Mit den Tage­ büchern bekommt Geschichte für sie ein ­Gesicht, sie können sich in die Person ein- fühlen und Ereignisse so viel besser nach- vollziehen. Es ist schön, die jungen For- scher im Haus zu haben – vor allem, weil ich merke, dass bei ihnen der Funke zur Wissenschaft übergesprungen ist.“ Gerhard Seitz, Leiter der DTA-Geschäftsstelle O-TON AUS DEM DEUTSCHEN TAGEBUCHARCHIV (DTA) uni'lernen2012 56

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